Konferenz für experimentelle Biologie – San Diego 2016
Im April dieses Jahres fand in San Diego, Kalifornien, die Konferenz für experimentelle Biologie statt, auf der auch die neueste wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Mikrozirkulation vorgestellt wurde. Auch wenn das Thema Mikrozirkulation nur einen kleinen Teil ausmachte, wurden aufregende Entdeckungen vorgestellt, die zu einem tieferen Verständnis der Mikrozirkulation und deren Funktion beitragen.
Die Interaktionen von Blutzellen und Mikrogefäßen sind in der Forschung stets von großem Interesse gewesen und werden es auch weiterhin bleiben. Dr. Klaus Ley, MD, und sein Team am La Jolla Institute for Allergy and Immunology haben ihre neuesten Erkenntnisse zur Rolle der Adhäsionsmoleküle bei der Neutrophilen-Mobilität innerhalb der Gefäße vorgestellt. Das Team befasste sich mit Entzündungen und den am Entzündungsprozess beteiligten Zellen und Geweben. Die Rolle der Adhäsionsmoleküle bei akuten und chronischen Entzündungen wurde sowohl anhand von In-vitro- als auch In-vivo-Modellen untersucht.
„Das oberste Ziel der Forschung besteht darin, Methoden zu entwickeln, mit denen die negativen Auswirkungen einer Entzündung kontrolliert werden können, indem die Leukozytenadhäsion an das Endothel beeinflusst wird“, so Dr. Klaus Ley. In Anschluss legten Alan Burns, PhD, und sein Team von der Universität Houston genauer dar, welchen Beitrag die mikrovaskuläre Entzündung zur Wundheilung leistet.
Signalintegration und Regulation des mikrozirkulatorischen Blutflusses
Verschiedene Vorträge befassten sich mit der Signalintegration und Regulation des mikrozirkulatorischen Blutflusses. Steven Segal, PhD, von der Universität Columbia regte in seinem Vortrag „How does Blood Flow and Where to Go“ (Wie Blut fließt und wo geht es hin) zum Nachdenken an. „Unsere Forschung konzentriert sich darauf, die Regulation des Blutflusses im Gewebe im Lichte dessen zu verstehen, wie die Sauerstoffversorgung als Reaktion auf die metabolische Nachfrage zunimmt“, führte Segal aus. Sein Team untersucht die molekulare Physiologie von Gefäßzellen mit verschiedenen Methoden, wie z. B. der elektrischen und optischen Überwachung der Zellsignale sowie der Intravitalmikroskopie.
Vasomotion
Ebenfalls auf der Konferenz vertreten war Dr. Ivo Torres, MD, PhD, ein Pionier auf dem Gebiet der Mikrozirkulation. Er war als Forschungsphysiologe im Rahmen des „Damage Control Resuscitation“-Programms am Institute of Surgical Research (Institut für chirurgische Forschung) der US-Armee in Houston, Texas, an der frühen Erforschung der Mikrozirkulation und Vasomotion beteiligt. Dr. Torres und sein Team studierten „Fledermausflügel“, um mehr über die vasomotorische Funktion und deren Einfluss auf die Mikrohämodynamik herauszufinden. Er referierte seine neuesten Forschungsergebnisse und erläuterte die Rolle der endothelialen Glykokalyx bei der Erhaltung der Funktion und strukturellen Integrität des Gefäßsystems.
Perizyten
Die Rolle der Perizyten bei der Aufrechterhaltung der Blutzirkulation stellt ein neues Forschungsgebiet dar, das von immer größerem Interesse ist.
Perizyten sind kontraktile Zellen, die die Endothelzellen der Kapillaren und Venolen umspannen. Diese in die Basalmembran eingebetteten Zellen kommunizieren mit den Endothelzellen der Mikrogefäße mittels direkter sowie parakriner Signalübermittlung. Es gibt immer mehr Hinweise (wenngleich auch nicht unumstrittene), die vermuten lassen, dass Perizyten den Blutfluss auf Kapillarniveau regulieren. Es wurde berichtet, dass der lokale Blutfluss im Gehirn durch die neuronale Aktivität erhöht wird, indem Perizyten veranlasst werden, Kapillaren zu erweitern, bevor es im weiteren Verlauf zu einer Arteriolenerweiterung kommt. Amanda Pellowe von der Yale University stellte die neueste Forschung über die Regulation der Perizytenkontraktilität zur Reduzierung der Barrierefunktion während einer Entzündung vor. „Je mehr ich mich mit diesen Zellen befasse, desto mehr fasziniert mich, was sie tun“, so Pellowe.
Die Mikrozirkulation bleibt ein Forschungsgebiet, das die Gelegenheit bietet, ein tieferes Verständnis über die Fließmechanismen des Blutes und dessen Regulation zu erlangen. Auch wenn viele Kontrollmechanismen der Mikrohämodynamik schwer fassbar bleiben werden, fahren Wissenschaftler und Forscher damit fort, die Struktur und Funktion unserer Mikrozirkulation zu studieren, um die Einzelheiten zu verstehen.